In meiner Zeit in
Chittoor hatten Miriam und ich einen Tagesausflug zu dieser
Pilgerstätte gemacht und waren nicht in den Tempel hereingekommen,
da die Zeit nicht reichte. Seitdem ließ mich der Gedanke nicht los,
dass ich diesen Tempel einmal von innen sehen musste und verstehen
wollte, warum er die ganzen Menschenmassen anzieht. Denn überall in
Karntaka und Andhra Pradesh findet man Zeichen und Bilder des Gottes
Lord Venkateshwara, einen Avatar Vishnus.
Das Mantra für Venkateshwara, das dort überall ertönte.
Biggi, Jakob und
ich machten und also für dieses erste Januarwochenende wieder auf
eine kleine Pilgerreise von Bangalore aus. Zunächst machten wir
einen Halt in Chittoor, wo wir in dem Projekt von Anna, in dem ich
vorher immer geholfen hatte, eine Unterkunft fanden. Bei Morgengrauen
nahmen wir den Bus nach Tirumala und genossen die Landschaft. Leider
waren wir alle etwas angeschlagen und ich hatte mit Magenproblemen zu
kämpfen, da ich etwas falsches gegessen haben muss. Das wurde
nachher wirklich noch zur Tortur. Angekommen in Tirumala stellten wir
uns so schnell wie möglich in eine der Schlangen. Denn das letzte
Mal war diese einige Kilometer lang gewesen. Heute war sie um einiges
kürzer. Wir warteten bis zum Ticketschalter nur 2 Stunden und
unterhielten uns mit einigen der anderen Pilger. Unsere Schuhe hatten
wir auf dem Gelände abgeben müssen (ich will nicht wissen, durch
was ich alles an diesem Tag gelaufen bin) und das Handy hatten wir
komplett in Chittoor gelassen, da es im Tempel verboten ist und wir
nicht wollten, dass e bei einem der Stände, an dem man es abgeben
kann, geklaut wird.
Nach dem
Ticketschalter kamen noch viel längere Wartekäfige und es dauerte
um die 5 Stunden. Einmal wurden wir dann aus der Schlange
herausgewunken und mussten ein Formular ausfüllen. Ich hätte gerne
eine Kopie davon mitgenommen, aber das war nicht möglich. Wir musste
unterschreiben, dass wir an den Lord Venkateshwara glauben und unter
dem Formular stand Signature of the pilgrim – Unterschrift des
Pilgers. Jetzt waren wir ganz offiziell Pilger, die an einen
Hindu-Gott glauben! Je näher wir dem Tempel kamen, um so nervöser
wurden die Menschenmassen. Sie brüllten Govinda. Als dann einmal
jemand versuchte, sich außen vorzudrängeln, kam es zu Zwischenrufen
und die Menge wurde sehr nervös. Die Sicherheitsbeamten versuchten
die Ordnung wiederherzustellen. Und wir 3 Deutschen einfach
dazwischen. Die Menschen wurden immer in Gruppen in den Tempel
hereingelassen. Sobald das Tor geöffnet wurde rannten alle los und
man musste aufpassen, dass man nicht überrannt wird. Im Tempel ging
dann alles ganz schnell. Die Menschenmassen drückten einen in das
Innere. Dort stand überall Tempelpersonal, das dafür sorgte, dass
die Menschen wieder aus dem Tempel herausgingen. Im Tempel packte
mich eine Angestellte am Arm, zerrte mich kurz vor die heilige Figur
aus purem Gold und brüllte: „Madame, look at the God!“ und
schubste mich dann wieder aus dem Tempel heraus. Wir drei waren alle
vollkommen perplex. Nach anderen Ritualen machten wir uns schon
wieder auf den Weg aus dem Tempel. In der Tempelanlage besorgten wir
uns noch die berühmte Tempelsüßigkeit Ladoo und machten uns dann
erschöpft und voller Eindrücke auf den Weg zurück nach Chittoor.
Am nächsten Tag
verbrachten wir Zeit mit den Kindern aus dem Projekt. Diese gingen
dann jedoch in die Kirche, währenddessen wir uns auf den Weg in die
Innenstadt machten. Dort zeigte ich Biggi und Jakob den Ort, in dem
ich 2 Monate gelebt hatte und wir machten einige Besorgungen. Danach
ging es auch schon zurück nach Bangalore.
Das war auf jeden
Fall ein Wochenende mit vielen Eindrücken und Auf und Abs. War es
das wert? Ich finde schon. Ich war noch nie ein offizieller Pilger
und kann die Inder jetzt ein bisschen besser verstehen. Der Gedanke
an Tirumala hätte mich sonst nicht mehr losgelassen.
Das Mantra für Venkateshwara, das dort überall ertönte.
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