Donnerstag, 21. Februar 2013

Reisen, reisen, reisen...

In der Zeit meiner schwierigen Registrierung verschlug es mich am Wochenende immer in unterschiedliche wunderschöne Teile Südindiens. Das erste Wochenende reiste ich spontan mich einigen Freiwilligen aus Bangalore, die ich alle vorher noch nie gesehen hatte, erneut nach Hampi. Das erste Mal trafen wir uns am Busbahnhof und es wurde ein wirklich schönes Wochenende! Schon die Busfahrt dorthin war toll. Ich fuhr das erste mal mit einem „Sleeper“: ein Bus, in dem Betten sind. Und wir schliefen wirklich tief und fest. Als wir dann bei einer Raststätte ausstiegen kam der Schock. Die komplette Frontscheibe des Busses war zertrümmert, wirklich komplett zersplittert. Wir müssen wohl einen Unfall gehabt haben, von dem aber niemand etwas gemerkt hat und wir wissen bis heute nicht, was genau passiert ist. Doch am beeindruckensten, der Busfahrer fuhr einfach mit der kaputten Scheibe weiter...Wir schliefen, um Geld zu sparen, in Hampi auf der Dachterasse eines Hotels. Es wurde Matratzen und Moskitonetze für uns zur Verfügung gestellt und man konnte nachts den Sternenhimmel anschauen. Ein ehemaliger Freiwilliger aus Hampi, den die anderen kannten und der jetzt dort seine eigene Hilfsorganisation gegründet hatte, zeigte uns unbekannte Ecken und Ruinen. Wir liehen uns erneut ein Motorrad und erkundeten mit ihm wunderschöne Gegenden, in die sonst keine Touristen kommen. Wir ließen den Abend schön bei einem Abendessen bei dem Freiwilligen ausklingen, der uns einen Koch empfohlen hatte. Dort aß ich das beste Essen, dass ich bis jetzt in Indien hatte. Malai Kofta (eine Art Klöße aus Kartoffeln & Paneer/Käse). Es trafen noch mehr mir unbekannte Freiwillige zu uns und den Abend wurde viel geredet. Nachts war es nach meinem Empfinden bitterkalt, eine Kältewelle in Karnataka. Die Temperatur weiß ich nicht, aber in Deutschland wäre es wohl warm gewesen. Ich bin einfach schon zu sehr an das Klima gewöhnt.. Am nächsten Tag entspannten wir uns und schlenderten durch die Läden. Ein schönes Wochenende! 

Tempel in Hampi

Ooty


Auch die nächste kleine Reise kam sehr spontan. Ich reiste mit einem Deutschen, den Biggi und ich in Goa kennengelernt haben. Wir trafen uns in Bangalore und machten uns kurzfristig auf den Weg nach Ooty. Ja, Berge, Natur, Teeplantagen – das hörte sich nach einem guten Ausgleich zu Chittoor an. Es ging mit dem Nachtbus auf die 10-stündige Fahrt. Doch mitten in der Nacht bliebt der Bus vor einem Tor stehen. Die Grenze zum Berg darf er erst im Morgengrauen übertreten, sonst ist die Fahrt wohl zu gefährlich. Und das hat sich gelohnt! Der Bus kletterte langsam zum dem auf 2600 Meter gelegenen Ooty hoch. Der Ausblick war atemberaubend! Teeplantagen, Berge im Nebel und in der Morgensonne und alles scheint so unbewohnt. Auf dem Weg sahen wir auch wild umherlaufende Hirsche und Elefanten. Auch Tiger sollte es geben. Der Bus fuhr mit einer solchen Geschwindigkeit und wenn uns manchmal ein Bus rasend entgegenkam wurde mir ganz mulmig. Ooty selbst war eine geschäftige kleine Stadt, mit vielen alten verrotteten Häusern, die ihren ganz eigenen Charme hatten. Die Temperaturen dort oben waren auch merklich kälter und die Inder liefen alle vermummt wie am Nordpol herum. Man konnte einige schöne Spaziergänge durch die Gegend machen und die verschiedenen Aussichtspunkte besichtigen. Von dort hatte man einen Ausblick auf die ganzen Teeplantagen, auf denen man manchmal Frauen arbeiten sah und die kleinen Dörfer, die sich in den Tälern erstreckten. Schlagartig zog dann ein dichter Nebel auf, in dem man die herrannahenden LKWs erst kurz vorher erkennen konnte. Eine Bushaltestelle war dann doch noch gefunden und als wir auf den Bus zurück nach Ooty warteten kamen auf einmal Frauen aus dem Nebel. Das war ein Anblick! Sie waren Arbeiterinnen und trugen ihre Spitzhacken und traditionelle Kleidung. Ansonsten gab es noch einige kleinere Sehenswürdigkeiten und natürlich selbstgemachte Schokolade, für die Ooty berühmt ist, da sie in diesen Höhenlagen nicht sofort schmilzt.
Als ich mein Ticket zurück nach Bangalore buchte, machte ich eine nette Erfahrung. Mein Ticketverkäufer nannte sich Sherriff, begleitete mich abends persönlich zum Bus und schickte mir eine SMS, dass er Gott dankt, dass ich sicher angekommen bin. Das ist Service. Insgesamt haben wir sehr freundliche Menschen in Ooty getroffen. Auch einen gewissen Captain Anthony, der uns sogleich auf seine Teeplantage einlud und behauptete, Bill Clinton zu kennen. Aber dafür blieb leider keine Zeit mehr!

Madikeri


Auch das nächste Wochenende zog es mich in die Berge und ich machte mich mit Biggi auf nach Madikeri, das auf 1600 Metern liegt. Auch hier ging es auf die holprige Fahrt durch Tee- und vor allem Kaffeeplantagen. Denn Madikeri ist berühmt für seinen Kaffee und seinen Honig. Wir verbrachten schöne Tage in der geschäftigen Kleinstadt und wanderten durch die schönen Gegenden. Nach der langen Suche nach einem schönen und günstigen Hotel landeten wir dann zwar in einem Loch ohne Fenster und mit übergelaufener indischer Toilette. In Madikeri deckten wir uns Winterpullovern ein, die sogar komischerweise made in norway waren (denn auch in Madikeri sind die Temperaturen für indische Verhältnisse niedrig). Abends verschlug es uns dann noch an den schönsten Sonnenuntergangsplatz in ganz Südindien (laut Reiseführer). Leider war die Sonne schnell hinter den Wolken verschwunden und die tausenden Inder, die bei Sonnenuntergang herangeströmt waren, hatten dann kein rechtes Fotomotiv mehr. Also mussten wir herhalten und versuchten irgendwie vor der hunderten Indern, die ihre Kameras auf uns hielten, zu fliehen. Außerdem trafen wir noch auf eine Gruppe von Pfadfindern!
An diesem Sonntag war auch schon der erste Advent! Weihnachten rückte näher. Das wollten wir natürlich feiern. In Gedenken an das heimatliche Adventsfrühstück kauften wir Kerzen und extrem süßen indischen Kuchen für einen kleinen Brunch. Zuvor hatten wir noch unser vom Hotel (=Restaurant) eingepacktes Frühstück auf dem Dach einer Baustelle verspeist und hatten so einen wunderschönen Ausblick. Die Leute müssen sich gewundert haben.
Madikeri war insgesamt islamisch geprägt und wir machten die nette Erfahrung, dass wir eine verschleierte Frau anlächelten, die dann in einem Hausflur ihren Schleier lüftete und uns zurücklächelte. Madikeri war ein schöner Kontrast zu dem von Menschenmassen bevölkerten Bangalore, in dem man schnell mal untergeht. 

Sonnenuntergang in den Bergen

Biggi und Ich

1. Advent

Pfadfinder in Indien








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