Mittwoch, 20. Februar 2013

PG - das ist also mein neuen Zuhause!

Ich sollte nicht in einer Gastfamilie unterkommen, sondern in einem PG. Gut, okay dann ein PG, aber was ist das? Das ist ein „private Guesthouse“, ein Hostel entweder für Frauen oder Männer, in dem Studentinnen, Jobsuchende und Beschäftigte leben, die nicht bei ihrer Familie wohnen könnte. Hörte sich auf jeden Fall interessant an. Als ich in meiner neuen Unterkunft, dem Vanashree PG, rausgelassen wurde, musste ich meine Vorstellungen erstmal überdenken. Ein großes Gebäude mit vergitterten Fenstern, in dem 140 Mädchen und Frauen leben. Unten ein paar Plastikstühle und ein Fernseher (was das Wohnzimmer darstellen sollte) und einen kleinen Raum, wo zu festen Zeiten Essen serviert wurde. 

Ich kam an und niemand wusste, wer ich war und was ich sollte, denn man hatte niemanden von meiner Ankunft informiert. Also wurde ich erstmal in das Zimmer der Warden verfrachtet, die nicht im Haus war. Abends kam sie und ich merkte, dass hier alles etwas anders läuft. Die Warden Asha ist relativ jung und ziemlich verplant. Ein Zimmer kann ich erst bekommen, wenn die zwei anderen Freiwilligen, die auch dort wohnen, wieder da sind, hieß es. Also lebte ich die erste Woche im einem Zimmer mit meiner Chefin, die komplett keine Privatsphäre hat, weil jeder in ihren Raum gestürmt kommt. Gegessen wird alleine auf den Zimmern und man muss auch sein eigenes Geschirr mitbringen, eigene Wäsche und eigenes Putzzeug. Und eigentlich machen die meisten auch gern alles allein oder mit ihren Zimmergenossinnen. Aber wo soll man sich sonst auch treffen ohne Gemeinschaftsraum?
Als dann meine neuen Mitbewohnerinnen Fanny (Deutschland) und Jasmijn (Holland) aus dem Urlaub wiederkamen hieß es umziehen. Da jedoch niemals 3 Betten in dem kleinen Raum nebeneinander gepasst hätten, musste ein Doppelbett her. Morgen, oder übermorgen,.. Den ganzen Tag lang kämpften wir um ein Bett und abends um 11 war es dann endlich geschafft. Aber hat je irgendjemand auch von einer Matratze gesprochen? Dafür musste man nochmal viel Überredungskunst und Hartnäckigkeit bei Asha einsetzten, die immer in die unterschiedlichsten Ecken des Hauses vor uns floh. Auf jedem Fall habe ich in diesem PG penetrant auf seinen Rechten zu bestehen. 
Mein Badezimmer (beim Wäschewaschen)

In was für einer Gegend bin ich eigentlich gelandet? Das sah alles nicht mehr so nach Großstadt aus. Mein Stadtteil heißt Mathikere, das nahe dem großen Bezirk Yeshwantpur ist. Asha nahm mich einige Male auf ihrem Scooter mit und zeigte mir die Gegend, wie den großen Gemüsemarkt und die überfüllten Straßen.
Fanny und Jasmijn zeigten mir dann noch das Viertel mit seinem Supermarkt, dem Postladen, dem Internetcafe und Läden, wo man sein Handy auflädt, Fotos ausdruckt und Bus- und Zugtickets bucht.
Mit meiner Ankunft begann auch gleich eines der größten und wichtigsten Hindu-Festivals. Diwali! Das lässt sich für uns am besten als eine Mischung aus Silvester und Weihnachten beschreiben. Es stehen überall Öllämpchen, es werden in der Familie Geschenke verteilt und Feuerwerke und Knaller gezündet. In den 5 Tagen des Festivals herrschte Ausnahmezustand. Mit Jasmijn und Fanny und einer deren indischen Freundinnen aus dem PG gingen wir schön essen, besorgten uns ein kleines Feuerwerk und feierten Diwali auf unserem Hausdach. Es war wunderschön abends die tausenden Lichter zu sehen und die unzähligen Feuerweke. Auch im PG wurden einige Lichter aufgestellt, wobei die meisten Mädchen jedoch nach Hause zu ihren Familien gefahren waren. Andererseits hat man sich zwischendurch wir im Krieg gefühlt. Die Knaller hier sind um einiges lauter als in Deutschland und mit Sicherheitsstandards will ich gar nicht erst anfangen. Die ganze Zeit, bis spät in die Nacht, knallte es, und am Telefon hat es sich wie ein Bombenangriff angehört. Abends ging man am besten auch nicht auf die Straße, da die Inder munter Knaller aus ihren Fenstern warfen und man immer aufpassen musste, nicht in eine Explosion zu geraten. Auch ist in den Großstädten wie Bangalore in dieser Zeit die höchste Lärmbelästigung und der schlimmste Smog innerhalb des ganzen Jahres....

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