Mittwoch, 13. Februar 2013

Abschiede und eine Hochzeit!

Abschiede und eine Hochzeit!



In dieser Woche Anfang Oktober ist Miriam, die Freiwillige in dem anderen Projekt, zurück nach Deutschland geflogen und auch ich habe auf Neuigkeiten über meinen Projektwechsel gewartet. An einem Tag wurde ich dann von den Wardens spontan zu einer Hochzeits-Function „eingeladen“. Miriam hatte das Brautpaar sogar schon getroffen und ich war ihre deutsche Freundin, was vollkommen als Eintrittskarte reicht.
Es war die Hochzeit einer relativ wohlhabenden Familie und für uns die perfekte Gelegenheit, das erste Mal richtig einen Saree zu tragen. Als wir im Zimmer standen und uns mit Hilfe der Köchin und den beiden Wardens angekleidet haben, wurde mein Saree kurzerhand als nicht feierlich genug deklariert, da es nur ein Alltags-Saree ist. Also hat einer der Wardens einen ihrer schönsten Sarees geliehen, in den ich dann noch schnell eingewickelt wurde. Für die Schulmädchen waren wir natürlich eine Attraktion und für die Inder sahen wir aus wie Schaufensterpuppen („puppets“). Nach stundenlangem Warten ging es dann für Miriam und mich mit den Wardens und einer Gruppe an Indern auf zur Function. Etwas verspätet kamen wir dann an der großen Halle an, die extra gemietet wurde und mit hunderten Lichtern behangen war. Zur Begrüßung bekommt jeder Gast Süßigkeiten und Blumen für die Haare, von denen sich die Köchin erstmal eine Tüte eingepackt hat. So wird’s gemacht! Die Halle war auch schon gut gefüllt mit den ungefähr tausend Gästen, die alle gekommen und gegangen sind, wann sie wollen und es herrschte reges Treiben. Derweil saß das Brautpaar auf der Bühne auf einem reich verzierten Sofa in indischer traditioneller Kleidung und die Braut war natürlich mit Massen an Schmuck behangen. Die Function ist noch etwas anderes als die Trauung und es wurden Reden gehalten, Lieder vorgeführt und natürlich musste jeder Gast ein Foto mit dem Brautpaar machen. Da sich so etwas bei 1000 Gästen sehr in die Länge zieht, geht jeder, wenn er möchte, nach unten um dort das Festmahl zu verspeisen, aufzustehen und schnell für die nächsten Gäste Platz zu machen, da niemals alle in einen Raum passen. Das obligatorische Festtagsessen in Andhra Pradesh ist wie immer Biryani. An diesem Abend gab es Mutton Biryani. Was kann man sich darunter vorstellen? Reis, der schon mit einer Soße vermischt ist, die einen eigenen Geschmack hat, und grob gehackte Stücke Ziegenfleisch, mit Knochen, Knorpel und allem was dazu gehört. Dazu gibt es Raitha (Joghurt mit Zwiebeln) und als Nachtisch gelben (?) Milchreis. Am Anfang fand ich es etwas eigen, aber ich muss sagen: Ich bin auf den Geschmack gekommen! Das ganze wird auf Bananenblättern gegessen und man muss aufpassen, da einem schnell in einer unbemerkten Sekunde wieder Massen an Reis aufgeladen werden. Insgesamt hat es mich aber eher an eine Massenabfertigung erinnert und mir hat ein bisschen das feierliche oder auch gemütliche Ambiente gefehlt, was aber bei tausend Gästen schon fast unmöglich. Insgesamt war es ein interessanter Abend und ein schöner Abschluss für Miriam in Chittoor. 

Die Function-Hall für die Hochzeit
Das Hochzeitspaar   
Wardens, Köchin und Ich im Saree


Am nächsten Tag war dann der Abschied gekommen. Ich bin morgens vor der Arbeit noch zur Sherman School gegangen, um sie zu verabschieden. Es herrschte eine gedrückte Stimmung und die Kinder waren sehr traurig. Die Wardens haben dann noch für Miriam und mich gebetet und schienen sehr berührt über den Abschied zu sein. Miriam machte sich dann auf nach Bangalore. 





Am nächsten Tag hat es mich dann auch spontan nach Bangalore getrieben, um dort den letzten Tag mit ihr zu verbringen und mal raus aus Chittoor zu kommen. Ich habe mich mitten in der Nacht auf den Weg gemacht, um morgens in Bangalore anzukommen, da es im Dunkeln zu gefährlich ist.
Es war schon merkwürdig Chittoor nachts so leer und still zu sehen, weil ich es sonst nur so lärmend kannte. Da musste ich bei mir denken, dass der Ort wenigstens nachts seinen Frieden findet. Doch am Busbahnhof und überall an der Strasse haben die Obdachlosen geschlafen und ich war ganz froh, dass mein Chef mich mit seinem Scooter zum Bahnhof gefahren hat. Dann ging es mit einem privaten Nachtbus nach Bangalore. Ich sollte Miriam an dem Büro ihrer Organisation in Bangalore morgens treffen und mir wurde detailliert der Weg dorthin beschrieben und an welchen Busstationen ich um- und aussteigen musste. Leider ist es dann alles anders gekommen, denn die privaten Busse haben eine andere Route und ich wurde nur irgendwo abseits der richtigen Busstation abgesetzt. Ich wollte mich dann zu den Bussen nach Koramangala durchfragen, aber nachdem ich ca. zwanzig Mal in vollkommen unterschiedliche Richtungen geschickt wurde und die Busfahrer mir auch nie weiterhelfen konnten, war ich schon etwas verzweifelt. Das erste Mal alleine in Bangalore und dann so etwas. Dann hat mich zum Glück irgendein Inder aufgelesen, der meine offensichtliche Verwirrung bemerkt hat und wahrscheinlich froh war, dass ich nicht an irgendwelche anderen zwielichtigen Gestalten in der kommenden Morgensonne geraten bin. Dieser hat mich dann mit seinem Motorrad eine halbe Stunde durch die Stadt direkt vor die Haustür des Office gefahren. Man kann wirklich sagen, ich hatte Glück! Dort wartete Miriam auch schon auf mich und wir wollten uns auf den Weg in die Stadt machen. Doch die Mitarbeiter wussten, dass man mit Bussen und Rikshas in Bangalore nur langsam vorankommt und sich wenige Plätze anschauen kann. Also wurde für uns ein Taxi mit einem Fahrer bestellt, der uns den ganzen Tag lang an alle Orte gebracht hat, die wir besuchen wollten. So hatten wir sozusagen einen persönlichen Chauffeur für einen Tag.
Wir haben einige schöne Orte in Bangalore besucht, obwohl es insgesamt nicht viele Sehenswürdigkeiten gibt. Wir waren im Bangalore Palace, der ganz beeindruckend britisch war, und von der Innenausstattung eine interessante Mischung aus allen Stilen und indischer Kultur hatte, die einfach gnadenlos durchmischt wurden. Als wir dann in dem einen Raum, der wohl auch als Office diente, plötzlich Touristenbilder von der chinesischen Mauer dort hingen, waren wir doch verwundert...
Es war das erste Mal das man sich so schön offensichtlich als Tourist verhalten konnte und Miriam und ich hatten auf jeden Fall unseren Spaß dabei. Außerdem haben wir die Shoppingmeile, MG Road (Mahatma Ghandi Road) besucht, und ich war schockiert, wie westlich alles auf mich wirkte. Den Tag haben wir dann schön an einem See (Ulzoor Lake) ausklingen lassen, der für uns nicht schön wirken würde, aber für Bangalore-Verhältnisse eine richtige Oase war. Nach einer Bootstour haben wir den letzten Abend dort noch schön mit einem Picknick verbracht und abends kamen dann auch so einige Pärchen an den See. So in der romantischen Abendstimmung kommen auch die verschleierten Frauen mit ihren Männern Hand in Hand und hinter einem Baum wird dann auch schonmal der Schleier gelüftet. Als das wirkte auf uns sehr modern, da wir nur Chittoor-Verhältnisse gewöhnt waren, und dort berühren sich Ehepartner noch nicht einmal wenn sie im eigenen Haus sind. Ich sollte dann von meinem Chef abgeholt werden und die Nacht über in Bangalore verbringen. Leider hatte sein Auto einen Platten und wir haben mit dem kaputten Reifen eine kleine Odyssee durch Bangalore gestartet, um einen neuen zu bekommen, es im Dunkeln von einem Riksha-Fahrer reparieren zu lassen und dann endlich im Apartment anzukommen. Ich bin dann einfach nur noch todmüde ins Bett gefallen und Miriam hat nachts ihren Flug zurück nach Deutschland genommen. Ein schöner letzter Tag!

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